Die Präsentationen von heute sind so wunderschön professionell! Früher haben wir miteinander geredet, wütend gestritten, alles elend lange ausdiskutiert. Wir haben versucht, uns bis in die Nacht gegenseitig zu überzeugen und zu besiegen, was so gut wie immer unentschieden ausging. Wer aber wirklich siegen will, muss präsentieren!

Eine gute Präsentationstechnik unterstützt farbenfroh. Der Speaker stolziert wie ein Pfau so prächtig. „Presentatarm!“ (Italienisch: Präsentiert die Waffen). „Präsentamtam!“ Das ist normaler Alltag. Beeindrucken Sie den Kunden mit ihrer Präsentationskompetenz! Stehlen Sie ihm das anschließende Coffee Break zum Crash der dicht gepackten Agenda! Es kommt darauf an, Ihren Slot zu einem Event zu gestalten. Das Result einer Präsentation ist das Achievement einer guten Durchschnittsnote auf den Evaluationssheets, für deren Voting man ein Give-Away bekommt. Ach ja, und die Message muss rüber: We are the best. Das ist das Minimum. You too can do.

„War alles in Ordnung?“, fragte ich nach meiner Keynote den leicht zitternden Veranstalter. „Das kann ich noch nicht sagen!“, erbat er Aufschub. „Wir müssen erst die Teilnehmerbögen auswerten!“ Ich stutzte und fragte: „Waren Sie denn nicht dabei?“ Er verstand mich nicht.

Sind Sie auch schon so alt wie ich und erinnern sich an das entsetzliche Soziopsychopolitilo-Kauderwelsch, über das Satiren im Fernsehen liefen? „Qua pränataler-postembryionaler adultisierter Partneraffinität säkulierte der Angeklagte psychozidal in die urna fäkultitatis sicca.“ Es gab so genannte Wissenschaftler in hellbraunem Leinen, die so wie Göttinger Dauerregen plätschern konnten. Normale Menschen konnten gar nichts verstehen, und es gab immer wieder Vermutungen, dass dies auf die Redner noch stärker zutraf, was aber den Eventwert nicht tangierte. Das war damals Wissenschaft. Heute kommt es aber mehr auf Business an, also muss es jeder verstehen, der bezahlen soll. Deshalb wird jetzt Content Free Communication in Powerpoint-Technologie vom Feinsten umgesetzt. Statt Kauderwelsch nur Werbe-Denglisch.

Die Präsentationstechnologie ersetzt nicht nur den Inhalt – ach, das wissen Sie doch! Darüber gibt es schon bessere Kolumnen als diese hier! Viele Präsentationen sind im Wesentlichen schon das Produkt selbst! Und die Zahlengerippe der Evaluationsbögen bilden die Grundlage der nächsten Hochglanzstudie. Wissen Sie denn nicht, wie Ihre Folien entstehen? „Hat einer Charts dazu? Wo ist der neueste Firmenmaster? Wie ändert man das Datum? Habt Ihr ein motziges Kundenlogo? Kann mir einer noch ein paar Bullets sagen, damit alle Slides übervoll sind. Ich mag nicht nackt dastehen!“ Präsentationen anfertigen ist wie ein Analogon zu: „Was zieh ich zum Wiener Opernball an?“ Da fällt mir ein: Richtig gute Fakten können ruhig nackt dastehen. Stimmt. – Wie kam ich jetzt da drauf?

Ach was, Multi-Channel-Connection-Convergence-Triple-Attack – wollen wir nicht wieder fetzig miteinander reden? For a better understanding?

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Prof. Dr. Gunter Dueck
  • Kolumnist, Schriftsteller, Unternehmer
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