Das Projekt Cloud Mall BW ermöglicht es kleinen und mittleren Unternehmen, neue Kooperationspartner zu finden und ihre Geschäftsidee zur Marktreife zu führen. Plattform und Beratungsdienstleistungen schaffen ein übergreifendes Ökosystem, in dem vor allem Cloud-Services genutzt werden, um eine effiziente, flexible und kostengünstige Zusammenarbeit zu fördern. Zahlreiche Praxispilotpartner in Baden-Württemberg profitieren davon. Federführend bei der Entwicklung und bei den Beratungsdienstleistungen ist das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO.

Am Anfang steht bei jedem Unternehmen eine Idee im Raum. Und bei einigen bleibt sie dort auch. Ideen müssen aber Fahrt aufnehmen, um zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell zu werden. Dafür suchen und brauchen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen Partner, mit denen Einfälle und Prozesse besser, schneller und effektiver umgesetzt werden können – vor allem im Bereich der Digitalisierung. Diese Partner gibt es – sie zu finden, fällt KMU aber meist schwer. Denn oft wird spezifisches Know-how gesucht, um bestehende Angebot zielgerichtet weiterzuentwickeln. Ein in dieser Form deutschlandweit einmaliges Projekt soll diesem Problem nun gegensteuern. Der Fokus liegt auf Baden-Württemberg, denn hier wurde – gefördert durch das Bundesland und mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA und des Instituts für Enterprise Systems (InES) an der Universität Mannheim und der bwcon research gGmbH – vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO das Projekt Cloud Mall BW durchgeführt.

Suche nach dem richtigen Partner

Ein Ergebnis des Projekts ist die Cloud Mall BW-Matchmaking-Plattform, bei der der geschäftliche Erfolg im Vordergrund steht: Unternehmen mit Ideen finden hier Partner mit spezifischer digitaler Umsetzungskompetenz und umgekehrt. Die Cloud Computing-Technologie dient dabei als technisches Bindeglied zwischen den Partnerunternehmen. Das Projekt kann bereits zahlreiche Erfolgsbeispiele der Zusammenarbeit vorweisen und listet auf der Website von Cloud Mall BW unter dem Stichwort »Praxispiloten« über 30 erfolgreiche Kooperationen auf.

Dazu gehört etwa die Entwicklung eines gemeinsamen Cloud-Services, an der ein Softwarehersteller und ein Produzent von Produkten zur Schädlingsbekämpfung beteiligt sind. Zunächst werden dabei Insekten in spezielle Fallen gelockt. Über Kameras, Wlan, die Cloud und eine KI werden die gefangenen Insektenarten dann erkannt und ausgewertet. So erhalten Expert*innen ausreichend Informationen, um geeignete Maßnahmen einzuleiten. Ein anderes Beispiel ist eine Publishing Cloud, die durch die Partnerschaft zwischen einem Entwickler von Web To Publish Lösungen und einem Softwareentwickler entstanden ist. Oder die Integration eines zeitvariablen Stromtarifs und eine Anwendung zur Optimierung des Energieangebots und der Prozesssteuerung in der Produktion. Weitere Beispiele sind die Integration eines Cloud-Services im Anwendungsbereich Energiemanagement oder der Aufbau einer regionalen Vertriebsplattform.

Übergreifendes Cloud-Ökosystem und intensive Unterstützung

»Das Angebot richtet sich vor allem an Unternehmen in Baden-Württemberg, die vielleicht sogar schon eine erste oder konkretere Vorstellung haben, welches Cloud-basierte Vorhaben sie gerne in die Tat umsetzen möchten«, betont Holger Kett vom Fraunhofer IAO. Er ist einer der Verantwortlichen für Cloud Mall BW am Institut. Das Projektteam unterstützt Anbietende und Anwendende nicht nur darin, geeignete Partner zu finden und dabei auf die Ressourcen des wachsenden Ökosystems zurückzugreifen. Es unterstützt interessierte KMU auch bei der Bedarfsermittlung sowie der Weiterentwicklung, Konzeption und Umsetzung von Ideen.

»Das Fraunhofer IAO hat auf diesem Gebiet vielfältige Kompetenzen aufgebaut, konkret zum möglichen methodischen Vorgehen, der Zuordnung oder Transformation der Idee bis hin zu ihrer Ausgestaltung. Wir können Unternehmen deshalb auf breiter Ebene beraten – von technischen Fragestellungen bis zum Geschäftsmodell«, sagt Kett. Ziel dabei ist das Konkretisieren und Erzeugen von Unterscheidungs- und Wettbewerbsvorteilen, die durch die neuen Kooperationen möglich werden. Grundlage dafür sind stets Cloud-Dienste, weil über sie Geschäftsprozesse oftmals deutlich flexibler und günstiger gestaltet werden können. »Das gilt umso mehr, als natürlich nicht nur einzelne Partnerschaften, sondern auch Netzwerke entstehen können, die dann umfangreiche Wertschöpfungsketten abbilden«, so Kett.

Vorteil Datenökonomie

»Über Cloud Mall BW kommen in der Regel klassische Unternehmen und Software as a Service-Anbieter (SaaS) zusammen oder aber zwei oder mehrere SaaS-Anbieter«, erklärt Kett. Kooperationen im Bereich SaaS seien unter anderem dann sinnvoll, wenn Cloud-Anbieter im Sinne der Service- und Datenökonomie ihr Angebot vervollständigen wollen. Der Experte teilt die Vorteile der Cloud Mall BW in drei Bereiche ein. »Über unseren Servicekatalog publizieren Unternehmen zunächst ihre Cloud-Services. Ein eigener Code of Conducts gewährleistet dabei die Qualitätsstandards. Der zweite Bereich ist ein Kollaborationsportal, in dem Unternehmen sich gegenseitig austauschen. Der dritte ist die Umsetzung und Dokumentation der Praxispiloten, die auch für den Wissenstransfer an weitere interessierte Unternehmen wesentlich ist. Hier ist der Prozess der Kooperationsentstehung und Durchführung mit zahlreichen Facetten ebenso beschrieben wie beispielsweise die Machbarkeitsanalyse – soweit die Unternehmen keine datenschutzrechtlichen Bedenken haben.«

Wertschöpfungsnetze

Die Erkenntnisse aus dem Projekt Cloud Mall BW liefern wichtige Impulse für weitere Forschungsprojekte, in denen Ökosysteme im Fokus stehen. So arbeiten der Industrial Data Space (IDS) oder die europäische Dateninfrastruktur GAIA-X daran, digitale Ökosysteme zu schaffen, über die eine kooperative Datenverfügbarkeit, die Interoperabilität oder die Portabilität verbessert wird. Der in europäischen Unternehmen vorhandene Datenschatz soll so breiter genutzt werden, während Datenschutz und Geschäftsgeheimnisse trotzdem gewahrt werden. Damit werden die Grundlagen für das Spannen flexibler und sicherer Wertschöpfungsnetze geschaffen – weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus.

(aku)

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