Bei den aktuellen Geräten für Kommunikation oder Entertainment ist eine Anpassung der Audiowiedergabe an individuelle Hörpräferenzen zwar prinzipiell möglich. Aber nur die wenigsten Gerätebesitzer nutzen die entsprechenden Features intensiv. Denn die Audioanpassung funktioniert bei jedem Gerät anders und bringt meist nur unbefriedigende Ergebnisse. Eine hersteller- und geräteunabhängige Bedienschnittstelle soll diese künftig erheblich komfortabler machen und auch die Kompensation individueller Höreinschränkungen unterstützen.

Am Smartphone und Tablet-PC, am Fernseher und der Musikanlage im Wohnzimmer, am Autoradio, am Küchenradio... – meist etwas versteckt in den Tiefen der Einstellmenüs bietet fast jedes dieser Gerät Möglichkeiten, den Audioklang nach Gusto des Gerätenutzers anzupassen. Zur Verfügung stehen meist Regler für Höhen und Bässe, oft auch eine Auswahl vordefinierter Klangsets etwa für Sprache oder unterschiedliche Musikrichtungen oder auch ein Equalizer zur frequenzbereichsabhängigen Verstärkung oder Verringerung der Lautsprecherausgabe. Mit welchen Einstellungen die Klangqualität subjektiv als optimal oder gut empfunden wird, variiert von Mensch zu Mensch sehr stark. »Forschungsarbeiten zur Hörwahrnehmung mit Testpersonen zeigen eine sehr große Bandbreite bei den individuellen Klangpräferenzen. Eine Personalisierung der Audiowiedergabe wäre also für viele Menschen durchaus wünschenswert«, so Dr. Jan Rennies von der Projektgruppe Hör-, Sprach- und Audiotechnologie am Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie IDMT.

Dass die individuelle Anpassung des Audioklangs an den aktuell verfügbaren Geräten der Kommunikations- und Unterhaltungselektronik dennoch nur wenig genutzt wird, hat für den Hörforscher zwei entscheidende Ursachen: Erstens sei das Prozedere vielfach wenig komfortabel. Der Nutzer muss an jedem Einzelgerät erst die entsprechenden Funktionen suchen, sich dann mit den verfügbaren Einstellmöglichkeiten vertraut machen und durch umständliches Probehören den Wunschklang herausfinden. Vor allem aber erzielen die angebotenen Anpassungen nur eine sehr eingeschränkte Klangwirkung. "Werden Höhen und Tiefen nur linear in ihrer Lautstärke beeinflusst, passt eine für ein Musikstück mit geringem Bassanteil gefundene Wunscheinstellung beim nächsten Lied, das bereits im Originalsignal einen satten Bassklang mitbringt, schon wieder nicht", so Rennies. Der Nutzer müsste also den Klang ständig erneut verstellen.

Die Forscher am Fraunhofer IDMT haben nun eine Lösung dieser Problematik gefunden: Für eine dauerhaft passende Personalisierung der Klangwiedergabe nutzen sie Verfahren und Algorithmen zur Verarbeitung von Audiosignalen, die sie ursprünglich für den Einsatz in Hörgeräten entwickelten. Durch dynamische Anpassung zum Beispiel werden die Höhen und Tiefen des Audiosignals je nach Einstellung nicht einfach nur lauter oder leiser abgespielt. Die adaptive Signalverarbeitung berücksichtigt vielmehr auch die Signalanteile der Frequenzbereiche im Originalsignal und passt diese nur innerhalb der vom Nutzer eingestellten Wunschdynamik an. So werden etwa die zarten Bässe einer Ballade betont, aber die starken Bässe eines Diskobeats dennoch nicht zu laut ausgegeben. »Ebenso lassen sich auch am Fernseher die Frequenzbereiche der menschlichen Sprache gezielt verstärken und so bei starkem Umgebungslärm oder bei Vorliegen einer Hörbeeinträchtigung eine bessere Sprachverständlichkeit erreichen«, ergänzt Rennies.

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten Projekts »Universal Home Control Interfaces (UHCI) @ Connected Usability« arbeiten die Fraunhofer-Forscher an Lösungen, wie sich die Personalisierung der Audiowiedergabe an verschiedensten Gerätetypen einheitlich und komfortabel nutzen lässt. Das Projektkonsortium entwickelt ein offenes User-Interface-Framework zur Umsetzung von geräte-, technologie-, hersteller- und anwendungsübergreifenden Bedienschnittstellen. Ziel dabei ist es, alle verfügbaren Ein-, Aus- und Interaktionstechnologien zu kombinieren und damit die Bedienung der Funktionen verschiedenster Geräte einfach und einheitlich zu gestalten.

Die Anpassung der Audiowiedergabe zum Beispiel kann dann für den Fernseher – genauso wie für das Smartphone oder das Entertainment-System im Auto – über den Touchscreen eines Tablets erfolgen. Durch Verschieben eines Buttons auf der Bildschirmfläche lässt sich intuitiv der persönliche Wunschklang ganz einfach einstellen. »Hat der Nutzer keine Möglichkeit zur Einstellung per Hand, zum Beispiel während der Autofahrt oder beim Kochen in der Küche, wäre denkbar ihm die Funktionalität auch sprachgesteuert zur Verfügung zu stellen«, erklärt Rennies.

Arbeitsauftrag des »UHCI-Projekts« ist insbesondere auch, die Bedienschnittstellen im Bereich Heimvernetzung in Hinblick auf ihre Gebrauchstauglichkeit und ihre Akzeptanz bei den unterschiedlichen Nutzergruppen zu untersuchen. (stw)

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