Die großen Metropolen ersticken in Müll, im Verkehrschaos, ihre Infrastrukturen sind elend teuer. Nun versuchen wir, sie zu »Smarter Cities« umzugestalten. IT soll helfen, alle Infrastrukturen besser zu koordinieren und Ressourcen zu sparen.

Müssen wir denn eigentlich alle in solche Megastädte hineinkonvergieren und das etwas weitere so schöne Umland sowie den ganzen Osten unbesiedelt zu lassen? Das fiel mir ein, weil die Cirrus Airline, eine Tochter der Lufthansa, die Strecke Hamburg-Mannheim gestrichen hat. Dasselbe ist vor einiger Zeit mit Mannheim-Dresden passiert. Ich habe so viele Reisen zu Kongressen, da ist Cottbus oder Travemünde schon jetzt die Höchststrafe! Muss so jemand wie ich bald zwingend in Frankfurt, Berlin oder München wohnen?

Es liegt daran, dass jeder Ort so etwas wie einen Anspruch darauf hat, teure Bürgersteige, Bahnschienen, Autobahnanbindungen, Strom und Wasser wie selbstverständlich von der Gemeinschaft gestellt zu bekommen – aber kein Internet und keinen Flughafen. Nie hat jemand gewollt, dass man sinnvoll von jedem Punkt zu einem anderen fliegen oder fernreisen können müsste (ein ICE wie zwischen Frankfurt und Köln täte es ja auch). Weil das nicht als allgemeiner Anspruch gesehen wird, regelt es der Markt. Was will der gierige, rücksichtlose Markt? Megastädte.

Ich fordere hiermit ein soziales Flugnetz! Die digitalen Berufe der Zukunft brauchen Internet zu jederzeit und einen Flug im Monat. Ich will überall Flughäfen, die Anbindungen überall hin haben! Wir fliegen ja auch von Frankfurt einmal im Monat. Ich will gar nicht die Zahl der Flugscheine steigern und die Umwelt verpesten. Ich will nur Verbindungen, Verbindungen und noch mehr Verbindungen! Dann haben wir wieder handhabbare Städte, die sogar ohne IT gar nicht kollabieren. Wir könnten die Mark Brandenburg oder die Lausitz neu besiedeln. Dort gibt es billige Grundstücke und verlassene Häuser. Wir müssen dann auch keine neuen U-Bahnen und Wolkenkratzer in Megastädten bauen und brauchen keine Parkplätze mehr zu suchen.

Der Staat fördert überhaupt alle Infrastrukturen, er verteidigt mich sogar gegen Afghanistan, aber Internet und erschließende Flughäfen will er nicht. Flug- und Netzanbindung werden einfach nicht als Aufgabe der Gemeinschaft gesehen. Es ist kein „Wir-Gefühl“ dafür da. Wir fürchten uns beim Gedanken an ein soziales Flugnetz vor den lange Zeit leeren Flugzeugen, die die noch mangelhaft besiedelten Städte der Zukunft anfliegen. Es wird zehnerweise Milliarden kosten, vielleicht einige hundert. Na und? Dafür erblüht das Land! Dafür haben alle wieder gesunden, preiswerten Wohnraum. Dafür ist das Landleben wieder schön, mitten in Pflanzen, die ungetopft Kontakt mit Mutter Erde haben. Was kostet das Land mit smarten Megacities? Was kostet das Land mit staatlich bezahlten Infrastrukturen, die es im Ganzen wieder urbar machen? Können wir das einmal seriös vergleichen?

Ach, was mache ich, wenn bald auch Mannheim-Berlin gestrichen wird? Wo soll ich dann leben?

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Prof. Dr. Gunter Dueck
  • Kolumnist, Schriftsteller, Unternehmer
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