Wir haben jetzt eine Küchendeckenbeleuchtung mit Fernbedienung, aber es gibt keine App dazu. Das ist beim Toaster besser, der steht beim Frühstück neben mir – den kann ich vom Smartphone aus bedienen. Ich stecke noch mit der Hand die Toastscheiben rein und kann aber den Hebel und den Bräunungsgrad über das Internet regeln. Oh, Mist der Grünschimmelmelder warnt.

Leider haben wir unsere Fenster von verschiedenen Herstellern gekauft, sodass die Rouleau-Motoren mit jeweils anderen Apps betrieben werden. Nun muss ich im Urlaub das Auf und Ab der Motoren und Deckenleuchten separat programmieren, damit Einbrecher wissen, dass wir zu Hause sind. Wir lüften automatisch und drücken im Urlaub auch mal die Toilettenspülung, damit es nicht Kalk-Ränder gibt, wenn das Wasser im Flachspüler austrocknet. Kamera-Apps überwachen die bestellte Putzhilfe, die kurz von Urlaubsende alles herrichtet; wir öffnen für sie über das Internet die Haustür. Staubwarner zeigen an, ob ihr Status grünampelig ist.

Das Ganze heißt Smart Home. Es leidet darunter, dass fast alle Hersteller eine Fernbedienung und eine App für ihre eigenen Produkte bieten. Zum Beispiel liefern die E-Werke fernbedienbare Steckdosen und die Türklingelunternehmen so eine Art Skype, wenn jemand klingelt und wir ihn in Abwesenheit anschauen wollen. Da alle etwas Spezielles mit einer proprietären App liefern und weil es keine richtige Infrastruktur gibt, kommt diese ganze Bewegung nicht weiter. Ich rege an jeder Stelle an, dass mal jemand ein Internet of Homethings anstößt. Das passiert nicht.
Was geschieht zum Beispiel, wenn die Wohnungsinhaber verschiedene Smartphones haben? Plötzlich bekommt Trump einen Koller und macht mein Home unbewohnbar, weil ich ein Huawei-Handy habe? Was passiert, wenn ich von Apple auf Samsung wechsle? Wie findet sich ein Gast ohne die Apps im Haus zurecht? Müssen meine erwachsenen Kinder für den Fall eines Besuches ständig alles updaten? Wie erfahren sie, dass ich den Feuermelder mit dem Wecker verbunden habe, damit ich sicher wach werde? Wie lange pflegen die Produktunternehmen die Apps von alten Produkten? Bieten sie auch Payment-Dienste an, mit denen man zum Beispiel die Nutzung der Dusche per App gebührenpflichtig abrechnen kann? 30 Cent die Minute als Öko-Pädagogik?

Ich hätte eigentlich gedacht, dass Google so etwas versuchen könnte, aber nein. Das Smart Home kommt noch nicht. Es fehlt ein größerer Wurf, ein OS4Home oder so, wenigstens ein einziges Windows für unsere verschiedenen Fenster. Es gibt 1000 Ideen, was alles automatisch ginge, aber ohne ein Betriebssystem für alles und jeden Einwohnerstatus (Admin, Bewohner, Verwandte, Gäste, OneNightStandupComedianSerienGucker) wird das nichts. Das System sollte unabhängig von den Betriebssystemen sein, die es jetzt gibt, unabhängig von der Wohnung, damit auch der Besuch den Fernseher einschalten und die Hausbar öffnen kann – so wie man eigentlich mit jedem Mietauto gleich losfahren kann, ohne neue Fahrstunden zu absolvieren.

Deutschland jammert, dass es hier zu wenige Kapitalmarkt-Einhörner gäbe! Hiermit könnte man eines gebären und Milliarden scheffeln. Los! Wer beginnt?
Und wer ohne Wille ist, der werfe den ersten Schein (»Seed-Investor«).

Kommentare

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  1. 1
    Jens

    Die Kritik an der Zahl der IoT-Protokolle ist ja berechtigt. Allerdings sieht die Lösung aus meiner Sicht anders als hier beschrieben aus: Die Bedienung des Smart Home erfolgt natürlich nicht per App, sondern über Sprachsteuerung oder Automatiken. Und tatsächlich gibt es sowas schon längst – Google, Siri, Amazon usw. haben das im Programm, mit unterschiedlichen Ansätzen (wie ich vermute, ausserdem sollte man die innovative Bastellösungen nicht vergessen).
    Ich kenne Google Home, wobei ich Tradfri-Lampen von IKEA über die Sprachsteuerung des Android-Smartphones bedienen kann. Groß beschäftigt habe ich mich damit nicht und doch funktionierte "Licht im Wohnzimmer dunkler" auf Anhieb. Und Gäste könnte ich auch einladen – "Wohnzimmer", "Küche" und "Flur" werden sie intuitiv benennen können und wie mein Arbeitszimmer heisst, das geht nur mich was an. 😉

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  2. 2
    Christoph

    Stimmt!! Es ist für Endverbraucher zu kompliziert. Und die Argumentation dafür braucht man das und das und dieses Zertifikat, und diese Anwendung interessiert keinen Endkunden! Setzt euch endlich mal zusammen und hört auf immer nur drüber zu reden! Macht mal was sonst wird es das "Internet of NIX"!!!

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  3. 3
    Etix

    "Die Geräte unterschiedlicher Hersteller können dabei uneingeschränkt miteinander in einem System eingesetzt werden, sofern sie die entsprechende Zertifizierung durch die KNX Association besitzen." (https://de.wikipedia.org/wiki/KNX-Standard)

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Autor
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Prof. Dr. Gunter Dueck
  • Kolumnist, Schriftsteller, Unternehmer
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