Um vor 25 Jahren die Entwicklung im Bereich Computergraphik voranzutreiben, war die Gründung eines Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung (IGD) ein logischer Schritt. Heute ist das Fraunhofer IGD die weltweit führende Forschungseinrichtung für angewandtes Visual Computing, also bild- und modellbasierte Informatik. Im Jahr 2012 darf nun doppelt gefeiert werden: Der Standort Darmstadt begeht am 14. November 2012 sein 25-jähriges Jubiläum im darmstadtium, während der Rostocker Standort bereits am 1. Juni 2012 feierlich im Barocksaal auf 20 Jahre Forschungstätigkeit zurückblickte.

Das doppelte Jubiläumsjahr trägt das Motto »Visuell – virtuell – digital: Forschung, Entwicklung, Wirtschaft – (inter)national«. 

Die Wissenschaftler des Fraunhofer IGD verwenden, erfassen und bearbeiten Bilder und Graphiken für alle denkbaren computerbasierten Anwendungen. »Wir machen aus Informationen Bilder und holen aus Bildern Informationen. Unsere Bilder sind dabei häufig digitale 3D-Welten«, erläutert Professor Dr. techn. Dieter W. Fellner, der Leiter des Fraunhofer IGD. Das Institut macht es sich zum Ziel, seinen Kunden aus Industrie und Wirtschaft neue Lösungswege anzubieten, sowie neue Technologien einfach und intuitiv nutzbar zu machen. »Unsere Vision ist es, dem Menschen in einer immer komplizierter werdenden Informationswelt Möglichkeiten an die Hand zu geben, seine täglichen Aufgaben leichter zu bewältigen«, bringt Institutsleiter Fellner die Arbeit des Fraunhofer IGD auf den Punkt. Und dass diese Arbeit äußerst vielfältig ist, beweisen die verschiedenen Forschungsgebiete: von Ambient Intelligence, Biometrie, Augmented Reality und Graphische Informationssysteme, über Medical Computing und Virtuelle Realität, hin zu Visualisierung und Digitales Kulturerbe. Das Anwendungsspektrum der neuen Computergraphik-Technologien ist sehr vielfältig, aber auch spezialisiert: Es reicht von der bildunterstützten Analyse von Verkehrsströmen über Augmented Reality-Smartphone-Apps für den Tourismus bis hin zu Trainingssimulatoren für Bodeneffektfahrzeuge, die einen Mix aus Flugzeug und Schnellboot darstellen. »Fraunhofer-Forschungen nützen Industrie und Gesellschaft gleichermaßen«, so Fellner weiter. 

Die Anfänge des Fraunhofer IGD reichen zurück in das Jahr 1987 als noch unter Leitung von Professor Dr.-Ing. José Luis Encarnação eine von der Fraunhofer-Gesellschaft eingerichtete Arbeitsgruppe in Darmstadt zu forschen begann. Fünf Jahre später ging daraus das Fraunhofer IGD hervor, das heute insgesamt 12 Forschungs- und Entwicklungsabteilungen an vier Standorten besitzt: in Darmstadt, in Rostock, in Graz im Geschäftsbereich »Visual Computing« von Fraunhofer Austria sowie in Singapur. Dieter Fellner, zugleich Lehrstuhlinhaber für Graphisch-Interaktive Systeme an der TU Darmstadt, leitet das Institute seit 2006 und führt die erfolgreiche Kooperationsarbeit fort: Die Forschung an verschiedenen Schlüsseltechnologien gemeinsam mit der TU Darmstadt, der Universität Rostock, der TU Graz und der NTU Singapur sowie die Zusammenarbeit mit Unternehmen unterschiedlichster Industriesektoren. Am IGD ist man sich sicher, dass hervorragende Forschungs-, Entwicklungs- und Weiterbildungsleistungen nur in kooperativer und vertrauensvoller Atmosphäre entstehen können. Heute arbeiten insgesamt rund 215 Forscher an Prototypen und Komplettlösungen nach kundenspezifischen Anforderungen und setzen in den unterschiedlichsten Projekten ihre Zukunftsideen um. 

Am Forschungsstandort Darmstadt – mit mehr als 8.000 Quadratmetern – arbeiten 100 feste Mitarbeiter, die bei der Bearbeitung von Forschungsaufträgen durch circa 250 wissenschaftliche Hilfskräfte unterstützt werden, und thematisch sowie organisatorisch acht Forschungsabteilungen und einem Service Center zugeordnet werden können. Durch seinen Beitrag auf dem Gebiet der angewandten Forschung unterstützt das IGD Industrie und Wirtschaft in entscheidender Weise dabei, sich strategisch zu entwickeln. Die jahrelange enge Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet »Graphisch-Interaktive Systeme« (GRIS) des Fachbereichs Informatik der TU Darmstadt garantiert die Exzellenz der wissenschaftlichen Arbeit des Fraunhofer IGD, da hier Grundlagenforschung und angewandte Forschung Hand in Hand gehen. 

Seit der Gründung im Januar 1992 ist der Standort Rostock beim Thema Visual Computing die richtige Anlaufstelle. In den beiden Abteilungen »Interactive Document Engineering« und  »Maritime Graphics« entwickeln die Forscher Softwarelösungen für maritime Wirtschaft, Maschinen- und Anlagenbau sowie Informationstechnologie. Zu ihren wissenschaftlichen Steckenpferden zählen die Gebiete virtuelle Trainingsumgebungen, Mixed Reality, Bildverarbeitung, kontextbezogene Arbeit mit interaktiven Dokumenten, dem systematischen Umgang mit Wissen und Computer Vision. Das ebenfalls am Fraunhofer IGD in Rostock angesiedelte »Visual Computing Research and Innovation Center« (VCRIC) ist eine gemeinsame Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft und der Universität Rostock. Auch hier führen die Einrichtungen in enger Kooperation grundlagenorientierte Vorlaufforschung und darauf aufbauende Fraunhofer-typische Anwendungsforschung und Entwicklung durch.

Im April 2009 bekam nicht nur die Fraunhofer-Familie, sondern auch das Fraunhofer IGD Zuwachs: Das seit 2007 an der TU Graz bestehende Projektbüro des Fraunhofer IGD wurde in den Geschäftsbereich »Visual Computing« der Fraunhofer Austria Research GmbH überführt. Somit ist der Standort Graz eine direkte Schwester des Fraunhofer IGD. Die Forscher von Fraunhofer Austria entwickeln in den Bereichen Graphische Datenverarbeitung, Computer Vision sowie Virtuelle und Erweiterte Realität an Lösungen und neuen Produkte, um dem Nutzer den Umgang mit dem Computer zu erleichtern. Zudem arbeiten sie mit dem an der TU Graz etablierten Exzellenzcluster »Visual Computing« eng zusammen. Somit kann Österreich als ein für die Fraunhofer-Gesellschaft wichtiger Kooperationspartner der internationalen Vertragsforschung innerhalb Europas angesehen werden.

Seit Mai 2010 gibt es das Fraunhofer Project Centre for IDM@NTU (Fraunhofer IDM@NTU) – das neue Fraunhofer-Forschungszentrum in Singapur, eine weitere direkte Schwester des Fraunhofer IGD. Bereits 1998 gründete das Fraunhofer IGD zusammen mit der Nanyang Technological University (NTU) das Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) auf dem Campus in Fernost. Beide Gründungsorganisationen setzten mit diesem Zentrum die erfolgreiche Tradition der Zusammenarbeit fort, denn in den Bereichen Visual Computing und Medientechnologie findet ein reger Austausch von Erfahrungen statt. Das Forschungsteam konzentriert sich auf Interaktive Digitale Medien (IDM), wie beispielsweise die Entwicklung von Softwarelösungen für moderne internetfähige Mobiltelefone. Abgerundet wird das Forschungsspektrum durch die anderen Hauptfelder des Visual Computing. 

Anlässlich des IGD-Jubiläums wird es in den kommenden Tagen einen InnoVisions-Themenschwerpunkt geben: Die Zukunft des Visual Computing verspricht spannend zu werden, wie Prof. Fellner im InnoVisions-Interview verrät. Zudem wird es je einen Artikel über ein ausgewähltes Projekt der IGD-Standorte Darmstadt, Rostock, Graz und Singapur geben. (nst)

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Dr. Konrad Baier
  • Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD
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